Bangkok: 3-Tage-Liebe

Ich bin schon wieder weg… Ich meine jetzt nicht im Urlaub, weg aus Deutschland – das zwar auch, aber ich meine, ich habe Bangkok schon wieder verlassen. Die Stadt, mit der mich eine innige 3-Tage-Liebe verbindet, seit ich sie vor über 25 Jahren zum ersten Mal besucht habe.

Bangkok – mein Sehnsuchtsort, von dem ich spätestens seit Herbstbeginn träume, wenn ich mein Ticket zur nächsten Winterflucht in der Tasche habe. Dann träume ich von dem Moment, wo ich in Bangkok ankomme, mich der Temperatur- und Kulturschock mit voller Wucht trifft, wo ich die Hitze spüre und diesen besonderen Geruch atme, das Aroma von heißem Asphalt und Benzin, von Gegrilltem und von verfaulenden Gemüseabfällen. Ja, ich liebe es – genau drei Tage lang.

Nicht, weil das ein Wohlgeruch wäre, sondern weil all das für mich für den Start in die schönste Zeit des Jahres steht, meine Auszeit, die ich mir jeden Winter gönne. Es ist das Signal für den Start in eine Strecke Sommer mitten im deutschen kalten, feuchten, grauen Schmuddelwetter.

Ich sehne den Abflug lange herbei, zähle erst die Monate, dann die Wochen, dann die Tage bis zum Abflug – wobei der Traum vom Urlaub aber immer nur genau bis zur Ankunft in Bangkok reicht, denn alles, was danach kommt, steht oft noch gar nicht fest und liefert mir keine konkreten Bilder. Bangkok ist der Start, da liegt alles noch vor mir, und weiter muss die Fantasie deshalb zu Hause nicht reichen.

Als Drehscheibe Südostasiens ist die Stadt perfekt zum Starten, auch wenn das eigentliche Ziel ein anderes Land in der Region ist – für mich ist Bangkok in dem Moment das Tor zum Paradies. Deshalb liebe ich die Stadt – drei Tage lang. Raus aus dem Flugzeug, rein in die Lage Warteschlange am Immigration-Schalter. Notwendiges Übel, aber es trübt die Vorfreude nicht. Ich weiß ja, wofür. Rein in den Skytrain, mit vielen Menschen auf kleinstem Raum. An jeder Haltestelle kommen noch mehr, der Zug droht zu platzen.

Eigentlich ein Horror, aber ich weiß ja, wo ich hin will. Ins Hotel, ausstrecken, raus aus den Klamotten, duschen, rein in die Flipflops und raus ins Leben. Das heiße. Das volle. Das laute. Ich liebe es. Das erste kühle Bier. Die erste Nudelsuppe. Ein Genuss. Der Hähnchenstand an der Ecke. Der Messi in der Seitengasse. Der Abfallhaufen vor dem Obstladen. Alles fällt mir wieder ein, als wäre ich gestern erst weg. Und schnell ist dieses Gefühl der Vertrautheit da, der Gewohnheit, alles ist gar nicht mehr so neu, eigentlich ist die Zeit hier stehen geblieben, ich bin zurück in der Zeitschleife.

Spätestens wenn ich beim Betreten des Seven-eleven (Ding dong!) die Kälte willkommen heiße, weiß ich, ich bin angekommen. Noch immer liegt der restliche Urlaub in voller Länge vor mir, aber ich habe so lange von Bangkok geträumt und nun bin ich endlich da. Also genieße ich es. Draußen sitzen bis zum Müdewerden.

Ich liebe es. Was Leckeres zu essen an jeder Ecke. Genial. Die Geschäftigkeit um mich herum beobachten. Entspannend. Nichts tun und den anderen dabei zusehen, wie sie oft auch nichts tun. Beneidenswert. Ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Anstrengend. Die vielen Inder in unserem Viertel. Ich mag sie nicht. Ich werde angesprochen, die Thais scheinen interessiert, fragen, woher ich komme, aber eigentlich wollen sie nur wissen, wo ich hinwill. Für Geld. Die Taxifahrer wollen mich abzocken, verlangen grundsätzlich mehr als es kostet und lassen mich stehen, wenn ich den überteuerten Preis nicht zahlen will… Es ist jedes Jahr das gleiche – regelmäßig nach spätestens 3 Tagen folgt der unvermeidbare Bangkok-Overkill.

Ich hasse es. Will nur raus aus der Stadt. Weg von dem Lärm, dem nicht endenden Verkehrskollaps, der schwülen Hitze, der schlechten Luft. Und ich muss ja nochmal wiederkommen – spätestens zur Abreise in 4 Wochen. Ich hasse es jetzt schon. Und weiß, dass ich bald wieder träume, vom Ankommen in Bangkok. Spätestens ab Herbst im nächsten Jahr…

Kategorien: Allgemein

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